Feedback & Kritikgespräch in Produktionsbetrieben
Die Fähigkeit, durch wirksames Feedback und konstruktive Kritik eine Verhaltensänderung bei den eigenen Mitarbeitern herbeizuführen, ist für Führungskräfte in der Produktion besonders wichtig.
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Produktions-, Werks- und Betriebsleiter führen oft deutlich mehr Mitarbeiter als vergleichbare Positionen außerhalb produzierender Unternehmen. Dabei ist die Fähigkeit, effizient und wirkungsvoll Verhaltensänderungen bei den eigenen Mitarbeitern herbeizuführen, eine wichtige Kernkompetenz. Als Werkzeug kommen hierbei häufig Feedback- und Kritikgespräch zum Einsatz, zB wenn Mitarbeiter
- Arbeitssicherheitsbestimmungen ignorieren,
- Prozessen unterlaufen oder
- Qualitätsanforderungen nicht einhalten.
Feedback in vier Schritten
Bei der Rückmeldung von Feedback haben sich folgende vier Schritte bewährt:
Die vier Schritte | Beispiel |
Verhalten beschreiben | Führungskraft: „Du bist in den letzten drei Wochen bei unserer Teambesprechung jeweils um mehr als 15 Minuten zu spät gekommen.“ |
Gefühle benennen | Führungskraft: „Mich macht das ärgerlich. Ich habe zurzeit sehr viel zu tun. Wir haben auf Dich gewartet und haben um diese Zeit länger gebraucht.“ |
Anliegen formulieren | Führungskraft: „Ich möchte, dass Du in der nächsten Woche pünktlich um 9:00 Uhr da bist.“ |
Reaktion anhören | Mitarbeiter: „Ich habe vorher noch eine andere Besprechung.“ oder „Ja, gut, ich werde da sein.“ |
Führt das Feedback nicht zu der gewünschten Verhaltensänderung, sollte – im Sinne einer Eskalation in kleinen Schritten – als nächster Schritt von der Führungskraft ein Kritikgespräch gesucht werden (unter Umständen mehrmals).
Vorbereitung auf das Kritikgespräch
Das Kritikgespräch sollte von der Führungskraft sorgfältig vorbereitet werden. Wichtig ist dabei:
- Vorab festhalten: Beobachtung, eigene Gefühle, Anliegen
- Weniger ist mehr: die wichtigsten Punkte herausgreifen!
- Einen passenden Ort und eine geeignete Zeit auswählen.
- Rasch zum Punkt kommen!
- Zeit für Reaktionen geben, nach Reaktionen fragen.
- Ein Fels in der Brandung bleiben!
- Bei Einsicht: weitere Schritte vereinbaren
- Bei Konflikt: weitere Gespräche vereinbaren
- Das Gespräch mit positivem Feedback schließen, wenn es passt!
Eigene Autorität stärken
Zur Stärkung der eigenen Autorität sollten Führungskräfte im Kopf behalten:
- Schwierige Situationen löst man im Gespräch mit den Beteiligten.
- Gespräche brauchen einen passenden Raum und ungestörte Zeit.
- Kleine Probleme, wenig Zeit – große Probleme, viel Zeit.
- Die Führungskraft sagt, wann über was gesprochen wird.
- Feedback nach den Feedbackregeln vorbereiten und geben.
- Emotionen kontrolliert spürbar werden lassen.
- Das eigene Anliegen klar, spezifisch und direkt formulieren.
- Nicht ablenken lassen, weder durch Vorwürfe noch durch Ausflüchte.
- Anliegen wiederholen.
- Nicht durch vorschnelle Zustimmung aushebeln lassen.
Was sollten Führungskräfte im Gespräch vermeiden?
Führungskräfte sollten alles vermeiden, was sie daran hindert, das Ziel des Gesprächs (Verhaltensänderung!) zu erreichen.
Sie sollten immer vermeiden:
- Menschen zu beschämen
- Moralischen Druck auszuüben
- Leere Drohungen auszusprechen
- Sich zu rechtfertigen oder zu streiten
- Aussagen persönlich zu nehmen oder beleidigt zu sein
- Unklare oder pauschale Vorwürfe zu machen
- Schwierige Situationen per E-Mail lösen zu wollen
Eskalation in kleinen Schritten
Wenn Feedback und Kritikgespräch scheitern, sollte die Führungskraft stets eine Eskalation in kleinen Schritten suchen, wobei arbeitsrechtliche Konsequenzen erst ganz am Ende zum Einsatz kommen.
Beispiel einer Eskalation in kleinen Schritten:
- Feedback
- Kritikgespräch (unter Umständen mehrmals)
- Kritikgespräch mit Ankündigung der besonderen Beobachtung
- Kritikgespräch mit Ankündigung von Konsequenzen
- Verhängung von Konsequenzen
- Kritikgespräch unter Anwesenheit einer höheren Führungskraft
- Ermahnung informell
- Ermahnung förmlich (z.B.: schriftlich)
- Kritikgespräch mit letzter Chance und Frist
- Versetzung
- Angebot der einvernehmlichen Auflösung
- Kündigung