30.09.2024 | Nachhaltigkeit | ID: 1185105

Warum sich Unternehmen jetzt schon auf das Europäische Lieferkettengesetz (CSDDD) vorbereiten sollten

Sylvia Albrecht

Das europäische Lieferkettengesetz CSDDD gilt nur für Unternehmen ab einer gewissen Größe. In der Praxis wird es aber nahezu jeden Betrieb betreffen. Der Expertenbeitrag von Sylvia Albrecht beschreibt, was Sie jetzt schon berücksichtigen sollten.

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD, meist als Lieferkettengesetz bezeichnet) ist verabschiedet und muss bis 2026 in ein lokales Gesetz transferiert werden. Sie wird nicht nur die Firmen betreffen, die aufgrund ihrer Größe und Umsatz verpflichtet sind, sondern indirekt auch deren Zulieferer. Die Richtlinie zielt darauf ab, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in globalen Lieferketten zu beachten. Unternehmen, die sich frühzeitig auf diese Gesetzgebung vorbereiten, können nicht nur Risiken minimieren, sondern auch Wettbewerbsvorteile sichern.

Lieferkettengesetz: Warum Unternehmen sich jetzt schon vorbereiten sollten

1. Komplexität der Lieferketten

Globalisierte Lieferketten sind oft undurchsichtig. Unternehmen kaufen Produkte oder Rohstoffe direkt oder indirekt aus Ländern, in denen die Arbeits- und Umweltregularien oft niedriger sind. Eine fehlende Transparenz birgt das Risiko von Verstößen gegen bestehende Standards. Die CSDDD fordert daher eine umfassende Kenntnis der Lieferketten, um potenzielle Risiken und Verstöße erkennen zu können.

2. Langfristige Nachhaltigkeitsstrategie

Die CSDDD (das Lieferkettengesetz) ist eng mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens und der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) verknüpft. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Geschäftsmodelle auf eine nachhaltige Wirtschaft abzielen und wissenschaftlich fundierte Klimaziele erreichen. Dies umfasst neben den Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen (THG) für Scope 1, 2 auch solche für die Lieferkette, Scope 3.

3. Wettbewerbsvorteil durch proaktives Handeln

Unternehmen, die bereits heute Maßnahmen ergreifen, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Kunden, Investoren und Partner legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und ethische Geschäftspraktiken. Unternehmen, die diesen Anforderungen gerecht werden, haben bessere Chancen, Geschäftsbeziehungen auszubauen und ihre Marktstellung zu sichern.

Wie man sich auf die CSDDD vorbereiten kann

1. Durchführung einer GAP-Analyse

Ein erster wichtiger Schritt ist eine GAP-Analyse, um den aktuellen Stand der Unternehmensprozesse im Vergleich zu den Anforderungen der CSDDD zu bewerten. Unternehmen sollten Transparenz über ihre gesamte Geschäftstätigkeit schaffen, einschließlich Standorte, Tochtergesellschaften, Kernaktivitäten und ihrer Lieferkette. Die GAP-Analyse dient dazu, bestehende Prozesse und Sorgfaltspflichten zu überprüfen und Anpassungsbedarf festzustellen. Daraus sollte anschließend eine Roadmap zur Implementierung der notwendigen Maßnahmen erstellt werden.

2. Integration der Sorgfaltspflichten in die Unternehmenspolitik

Unternehmen müssen die Sorgfaltspflichten in ihre Unternehmenspolitik einbinden. Dazu gehört die Entwicklung eines Verhaltenskodex für das Unternehmen und dessen Tochtergesellschaften sowie die Schaffung eines Beschwerdeverfahrens für Betroffene, Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter sowie Organisationen der Zivilgesellschaft. Eine klare Kommunikation dieser Maßnahmen sowohl intern als auch extern ist unerlässlich.

3. Vorbereitung von Transparenz in der Lieferkette

Ein wesentlicher Bestandteil der CSDDD ist die Forderung nach umfassender Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Unternehmen müssen nachweisen, dass sie menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken sowohl bei direkten (Tier 1) als auch indirekten Zulieferern (Tier 2 und weiter) identifizieren, überwachen und minimieren. Dies ist eine Mammutaufgabe, die man am besten frühzeitig und Schritt für Schritt angeht. Hierbei empfiehlt es sich, mit strategischen Lieferanten in besonders risikoreichen Lieferketten eng zusammenzuarbeiten, über deren Herausforderungen zu sprechen und klare Anforderungen zu kommunizieren. Schritt für Schritt erhöht sich so die Transparenz in der Lieferkette und Risiken können besser identifiziert werden. Ein Verhaltenskodex für Lieferanten kann beispielsweise dabei helfen, gemeinsame ethische und umweltfreundliche Standards festzulegen und deren Einhaltung sicherzustellen. In Fällen, in denen Transparenz in den tieferen Ebenen der Lieferkette schwierig ist, können Multi-Stakeholder-Initiativen und Branchenpartnerschaften hilfreich sein, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und durchzusetzen.

4. Einführung oder Anpassung eines Risikomanagementsystems

Die CSDDD erfordert ein umfassendes Risikomanagement in Bezug auf tatsächliche und potenzielle negative Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt in der gesamten Lieferkette. Oft gibt es schon Risikomanagementsysteme in Unternehmen, die sich aber vornehmlich um die klassischen Risiken in den Geschäftsabläufen und Lieferketten kümmern wie zB Währungsrisiken, politische Risiken oder Preisvolatilität. Hier sollten so schnell wie möglich auch die relevanten menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken, die in der Risikoanalyse identifiziert wurden, hinzugefügt werden.

5. Schulung und Einbindung von Stakeholdern

Die Einbeziehung von Stakeholdern ist ein zentraler Bestandteil der CSDDD. Mitarbeiter, Zulieferer und andere Interessengruppen sollten frühzeitig in den Prozess eingebunden werden, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen und Risiken entlang der Lieferkette bekannt sind. Schulungen und Workshops helfen, das Bewusstsein zu schärfen und sicherzustellen, dass die Sorgfaltspflichten effektiv umgesetzt werden.

Fazit

Die CSDDD (das Lieferkettengesetz) ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Unternehmensführung. Unternehmen, die sich frühzeitig auf die Anforderungen vorbereiten, können nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch von einem verbesserten Ruf und gesteigertem Vertrauen bei Kunden und Partnern profitieren. Eine proaktive Anpassung an die Richtlinie schützt vor rechtlichen Konsequenzen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftswelt.

Indem Unternehmen Transparenz schaffen, Risiken analysieren und präventive Maßnahmen ergreifen, positionieren sie sich langfristig erfolgreich und sichern ihre Zukunft in einem Markt, der immer stärker auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist.

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