Nachhaltigkeitsbericht ohne Pflicht
Auch für Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe nicht von der Berichtspflicht nach CSRD erfasst sind, ist der Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie sinnvoll – warum, erläutert Mag. Margit Holzhammer in ihrem Expertenbeitrag.
Seminartipp:
Ausführliche Informationen erhalten Sie in unserem aktuellen Praxisseminar „Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung“.
Der Beschluss der Agenda 2030 der Vereinten Nationen bei der Klimakonferenz von Paris 2015 stellt den Wendepunkt in der Debatte um Nachhaltigkeit dar. Alle Regierungen haben einstimmig den Weg in Richtung Nachhaltigkeit für unseren Planeten und unsere Wirtschaft beschlossen. Mit dem EU-Aktionsplan (Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums bzw „Sustainable Finance“) und dem Europäischen Green Deal stellt die Europäische Union die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Neben dem Finanzsektor sind alle Unternehmen dazu aufgefordert, Verantwortung zu zeigen, unter anderem mit ihrem Beitrag zur Agenda 2030 (Umsetzung der SDGs) und mit der Verankerung von Maßnahmen und Zielen in der Strategie der Unternehmen.
Die EU erstellt und implementiert auch immer klarere Regelungen, um finanzielle Ressourcen Richtung Nachhaltigkeit zu lenken und die Verfügbarkeit der notwendigen Mittel zu sichern, um die Weiterentwicklung in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft voranzutreiben. Diese Entwicklungen in der Regulatorik und den verpflichtenden Berichtspflichten (zB CSRD) treffen Unternehmen direkt oder indirekt.
Warum auch KMUs einen Nachhaltigkeitsbericht verfassen sollten
Durch die Verpflichtung der von CSRD betroffenen Unternehmen, auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette in ihre Betrachtung und Bewertung miteinzubeziehen, sowie das kommende Lieferkettengesetz wird jedes Unternehmen, egal wie groß oder klein, von der Notwendigkeit einer Nachhaltigkeitsstrategie mit entsprechender Berichterstattung betroffen sein. Durch die Vorgaben der Taxonomie werden Aktivitäten und Investitionen ALLER Unternehmen nach ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) klassifiziert und Teil der zukünftigen Finanzierungsbeurteilung.
Aus diesem Grund ist es heute mehr denn je notwendig, dass alle Unternehmen den Weg der Nachhaltigkeit einschlagen und die Kriterien der Nachhaltigkeit bezüglich ESG erfüllen – auch dann, wenn sie unterhalb der Schwellenwerte für eine Berichtspflicht nach CSRD liegen.
Was bedeutet es, Nachhaltigkeit zu implementieren?
Unternehmen stehen dringenden Herausforderungen gegenüber, wie Personalmangel, demografischer Wandel, wirtschaftliche Engpässe, infrastrukturelle Herausforderungen – und nicht zuletzt der Anpassung der angebotenen Leistungen auch unter Berücksichtigung der Kriterien der Nachhaltigkeit. Die Strategie des Unternehmens auf Nachhaltigkeit auszurichten, berührt alle diese in der Zukunft relevanten Herausforderungen.
In der Praxis existieren in vielen Unternehmen bereits mehrere gute Ansätze und konkrete Beispiele in allen Themenbereich der Nachhaltigkeit, etwa
- die Förderung erneuerbarer Energie,
- die Mitarbeiterorientierung oder
- die Implementierung von Programmen für Qualität und Umwelt.
All diese Entwicklungen sind zu begrüßen und notwendig. Trotzdem ist es oftmals so, dass diese Initiativen als Einzelmaßnahmen umgesetzt werden und nicht in eine nachhaltige Strategie eingebunden sind.
Eine Strategie, die die bereits vorhandenen Initiativen berücksichtigt und sich zu einem systemischen Ansatz hin entwickelt, erlaubt es, eine Antwort auf die Fragen der Zukunft zu geben, die besser an die gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst ist als die Regulatorik der EU.
Möglichkeiten und Benefits für Unternehmen
Die geltenden Rahmenwerke und Standards (GRI, ESRS, Umweltzeichen, SDGs usw) haben Werkzeuge entwickelt, um die relevanten Themen und Fragen in der Nachhaltigkeit darzustellen und eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, die eine großartige Möglichkeit zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Strukturen darstellt.
Welche Benefits bringt eine strukturierte Nachhaltigkeitsstrategie Ihrem Unternehmen?
- Verständnis für den gesetzlichen Rahmen auf internationalem und nationalem Niveau und Verständnis für den regionalen Kontext
- Klarheit der nachhaltigen Leistung in Bezug auf Vision und Unternehmenspolitik der Nachhaltigkeit
- Eine 360°-Nachhaltigkeitsstrategie, verankert in der Vision und zurückgehend auf die Unternehmenspolitik
- Klarheit über die Wirksamkeit der Unternehmensaktivität in allen Punkten der Nachhaltigkeit
- Implementierung der Nachhaltigkeitsgrundsätze in der Führung, Definition eines Entwicklungsplan zur kontinuierlichen Verbesserung
- Integration der Nachhaltigkeit in die Organisationsstrukturen
- Messinstrumente für Ihren Unternehmens-Fußabdruck (CO2, Wasserverbrauch, Abfallwirtschaft)
- Motivierte, geschulte und sensibilisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Beitrag dazu leisten
- Klar definierter Aktionsplan und die Beteiligung von Stakeholdern
- Kommunikationspläne in Abstimmung mit der Vision und der Strategie der Nachhaltigkeit
- Portfolio der angebotenen Dienstleistungen, angepasst und neu formuliert, wo notwendig
- Berichterstellung zur Transparenz nach außen
Der Makroprozess einer Nachhaltigkeitsstrategie
Phase 1: Bewertung der Nachhaltigkeit und Messinstrumente (Vision und Status Quo)
Ergebnis der Phase 1 ist es, eine Vision und ein Ziel zur Entwicklung der Nachhaltigkeit der jeweiligen Strukturen zu definieren. In dieser Phase geht es um die genaue Analyse des Status Quo, um Schlüsselparameter der Nachhaltigkeit zu messen. Aus der Vision und der Analyse können klare Indikationen für die Entwicklung der Strukturen abgeleitet werden.
Phase 2: Implementierung der Nachhaltigkeitsstrategie
Ergebnis der Phase 2 ist es, basierend auf den Informationen und den gesammelten Daten aus Phase 1 eine Nachhaltigkeitsstrategie zu definieren und zu implementieren. Die Strategie dient als Basis für eine langfristige Orientierung und umfasst die Definition der konkreten Ziele und Implementierungsmaßnahmen. Die Strategie umfasst ebenfalls Maßnahmen zur Sensibilisierung, Schulung und das Miteinbeziehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.