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Josef Schaffer | News | 25.05.2011

Grobkostenschätzung für Arbeitsunfälle

DI Josef Schaffer, Leiter eines Ingenieurbüros und langjährige Sicherheitsfachkraft, erläutert, welche grundlegenden Aspekte bei der Grobkostenschätzung für Arbeitsunfälle - auch Kleinunfälle - beachtet werden sollten und bringt dazu Rechenbeispiele.

In der Argumentation mit dem Vorgesetzten oder Kunden (bei externen Sicherheitsfachkräften) kommt es immer wieder zur Diskussion bezüglich der finanziellen Aufwendungen für geplante Maßnahmen – unabhängig davon, ob es sich dabei um organisatorische, technische oder auch nur personenbezogene Problemlösungen handelt. Eines der meist gehörten Argumente lautet: „Das zahlt sich doch nie aus“.
Als Techniker ist man dann immer geneigt eine „strenge“ Rechnung zu machen und Unfallfolgekosten zu erheben. Aber was für ein Aufwand:

  1. Ausfallzeiten erheben
  2. Ausfallszeiten abgrenzen gegenüber normalen Krankenständen
  3. Kosten erheben
  4. Berechnungen durchführen
  5. Nochmaliges Vorsprechen beim Zuständigen

Die Erfahrungen zeigen dann, dass man wieder von vorne beginnen muss: Akzeptanz schaffen, Zahlenquellen erläutern, deren Richtigkeit argumentieren, Maßnahmen vorstellen und deren Umsetzung fordern. Spätestens nach dem ersten Drittel der Ausführungen hat man seinen Gesprächspartner „verloren“ oder mit unbekannten Argumenten abgeschreckt.

Wie schaffe ich Akzeptanz darüber hinaus für Investitionen in Schutzausrüstungen zum Schutz vor Kleinverletzungen, nicht meldepflichtigen Unfällen?
Wie leiste ich hierfür Überzeugungsarbeit?

Natürlich gehören diese Fragen zu den zentralen Herausforderungen unserer Tätigkeit als Sicher-heitsfachkräfte. Aber haben Sie schon einmal versucht, mit einer Grobkostenschätzung, einer „Daumen mal Pi-Rechnung“, zum Erfolg zu kommen? Ganz nach dem Grundsatz: Auch eine Investition in die Arbeitssicherheit muss sich rechnen. Sie werden feststellen, dass diese Sprache der Eigentümer, Vorstand, Geschäftsführer oä besser versteht als Ausfallszeiten, Gesundheitsschutz etc

Sie benötigen nur Ihr gesammeltes Wissen, die Erfahrungen aus dem Betrieb, den internen Stundensatz und ein wenig Kopfrechnen.

Ein Beispiel: Schnittverletzungen bei Verpackung und Versand – ist die Anschaffung von Handschuhen gerechtfertigt oder nicht?

Ausgehend von den betrieblichen Verhältnissen, wie Ablauf, Teileart und -umfang, Verpackungsmaterial, Verbrauch von Verbandsmaterial (Heftpflaster), Gesprächen mit den MitarbeiterInnen etc sollte man die Anzahl von Klein- und Kleinstverletzungen abschätzen. Diese wird von 1x täglich bis 1x pro Monat reichen.

Die geringe Unfallschwere wird zu keinem Krankenstand führen, sondern sich auf 5-10 min pro Ereignis beschränken (Ärger über die Verletzung, Weg zum Verbandkasten, Verbinden, Arbeitseinschränkung, Motivation, etc)
Rechnung: 5 min. x 12 (Monate) -> 1 h Ausfall bei einem internen Stundensatz von EUR 30 ergibt dies einen positiven Nutzen bei zB 30 Montagehandschuhen á EUR 1,00 oder 4 Schnittschutzhandschuhe á EUR 7,50.

Kompliziert? – Hier einige Beispiele:

Schnittwunden bei Verpackungs- und Versandtätigkeiten

Ausfallszeit durch Zeit für Verbinden, Motivationsentfall, Arbeitseinschränkung

 

interner Stundensatz

30,00 EUR

Ausfallszeit

5 min

Eintrittshäufigkeit

4 pro Monat

betroffene ArbeitnehmerInnen

5

Grobkosten

600,00 EUR pro Jahr

Kosten für einfachen Schutzhandschuh pro Person: 1 EUR

Verblitzen bei Schweißarbeiten

Ausfallzeit durch Arztbesuch, Arbeitseinschränkung

 

interner Stundensatz

25,00 EUR

Ausfallszeit

1 Tag

Eintrittshäufigkeit

2 pro Jahr

betroffene ArbeitnehmerInnen

2

Grobkosten

800,00 EUR pro Jahr

Kosten für automatisch abdunkelnden Schweißschutzschirm pro Person: 151,20 EUR

Schnittwunden beim Handling mit Metallplatten

Ausfallszeit durch Zeit für Verbinden, Motivationsentfall, Arbeitseinschränkung

 

interner Stundensatz

20,00 EUR

Ausfallszeit

15 min

Eintrittshäufigkeit

4 pro Monat

betroffene ArbeitnehmerInnen

3

Grobkosten

720,00 EUR pro Jahr

Kosten für Schnitthandschuh pro Person: 7,50 Euro

Autor: DI Josef Schaffer